"Weniger die Kleidung. Mehr die Einstellung."

Wie ein Oxford-Student aus Pakistan mit einem Pack englischer Foxhounds in seine Heimat reist.

Wer die Bezeichnung „Englischer Foxhound“ hört, denkt in erster Linie an Jagdgesellschaften hoch zu Ross über grüne Wiesen Groß Britanniens oder an die hierzulande übliche Schleppjagd. Wohl weniger an einen Staat in Südasien, genauer gesagt an Pakistan. Doch auch hier schätzt man die Tradition der Jagd mit einer Meute englischer Foxhounds, die durch einen ehemaligen Oxford-Studenten wieder zu neuem Leben erweckt wurde.

Ehemaliger Oxford-Student verliebt sich in die britische Tradition des Foxhunting

Faiysal Alikhan, ein pakistanischer Geschäftsmann, studierte am Pembroke College und lebte bei einer Gastfamilie im ländlichen Oxfordshire. Was liegt näher, als die typisch englische Tradition – ja den Way of Life – des britischen Landlebens detailliert kennen zu lernen? „Ich war hier stark in die Traditionen des Fieldsports und in alles, was mit der Natur zu tun hat, eingebunden“, berichtet Mr. Alikhan. Das sei auch die Zeit gewesen, in der er von der Geschichte einer Meute in Pakistan erfahren habe.

Tradition seit 1870

Die Peshawar Vale Hunt (PVH) wurde bereits 1870 im Nordwesten Pakistans gegründet. Zu dieser Zeit setzte sich die Meute aus einem Regiments- und Privatpack zusammen und erlangte relativ schnell große Berühmtheit. Man pflegte die Verbindungen zum Militär und führte die Tradition auch nach dem Abzug der Briten 1947 fort.

„Der Ursprung und die Blütezeit der Meute waren natürlich in den Jahren, als sich die Briten noch hier befanden, aber die Gemeinsamkeiten des Pferdesports – beispielsweise auch das Polospiel - hielten das Brauchtum hier vor Ort aufrecht“, beschreibt Alikhan. „In den 1970er Jahren schlief alles doch ein wenig ein. Schuld daran war unter anderem der Druck von Gebiets- und Landreformen“, führt er fort.

Unterstützung durch Beaufort Hunt & Berkeley Hunt

Alikhans Ziel war es, wieder ein Pack Foxhounds in der Tradition der PVH in Pakistan zu etablieren, was natürlich von Grund an wieder aufgebaut werden musste. Die große Herausforderung lag darin, überhaupt an Hounds zu kommen. Es folgten Reisen durch England. Von Meute zu Meute.

Mr. Alikhan bemerkte schnell, dass die etablierten Clubs doch sehr skeptisch waren, was dessen Zielsetzung und schließlich auch die Umsetzung anging. Unter der Voraussetzung, dass ein Huntsman aus UK das Projekt begleitet, willigten die Beaufort- und die Berkeleymeute ein.

In der Anfangszeit war Frederick Thackray, damals 19 Jahre alt aus Hampshire/Master-Huntsman der Radley Beagles, an vorderster Front dabei und überwachte genau, ob die sieben im Januar 2019 nach Pakistan gebrachten Hounds gut untergebracht und versorgt würden. Während Thackrays Freunde Zeit mit Urlaubsreisen verbrachten, schlief er am Kennel irgendwo im ländlichen Pakistan.

Adel, Gibran und Zhorwal

„Es sind nun rund sechs Monate vergangen, seit die Hounds in Pakistan angekommen sind und sich so langsam an das Klima und Terrain gewöhnt haben. Die Kennelmen Adel, Gibran und Zhorwal haben ebenfalls die notwendige Routine bekommen, sich einerseits um die Hounds zu kümmern und sie andererseits fit und „cool“ zu halten“, so der einleitende Satz des Meute-Newsletters aus „Summer 2019“.

Die ersten Monate verbrachte das Pack in Kot Fateh Khan, südwestlich von Islamabad, bis die Hounds Ende Juli ihre erste Landesinnere Reise nach Chitral (Nordwestlich von Islamabad) in die „Sommerresidenz“ antraten. Die trockene Hitze und die lokalen Winde sind eine willkommene Abwechslung zum außergewöhnlich feuchten Klima des vorherigen Standortes im Süden.

Hügeliges Terrain ideal für das Training

Die Hounds werden zu Fuß trainiert, das hügelige Gelände stellt hervorragende Bedingungen, das Pack für die Jagd fit zu machen, während man zeitgleich eine überwältigende Aussicht über Chitral genießen kann. Gefüttert wird regionales Fleisch, Reis und Trockenfutter.

Elf Welpen kamen hinzu und man bereitete sich mit dem Rest des Packs auf den ab November geplanten Start der Saison vor. „Thackray, der die Schule bis dahin beendet haben wird, reist aus UK an und jagt die PVH für eine Saison, bevor er sein Anthropologie-Studium beginnen wird“ (Sommer-Newsletter 2019).

Master’s Report 2020

„Mehr als 15 Monate sind seit der Ankunft der Hounds vergangen, die nun quasi Einheimische sind. Sie haben sich an den neuen Scent gewöhnt. Es war ein Prozess, der sich langsam über den gesamten Winter erstreckte, bis sie sich vollends an das neue Futter und an ihre neue Umgebung sowie grundsätzlich an ihre neue Heimat gewöhnten.

Das Pack an sich ist nun wesentlich besser im alltäglichen Business. Wir sind optimistisch, dass der jagdliche Charakter von Saison zu Saison gesteigert werden kann!“

Der Name Peshawar Vale Hunt wird von der Kreisstadt Peshawar abgeleitet, in dessen Regierungsbezirk sich die Meute befindet und dort nicht auf den Fuchs sondern auf Schakal jagt.

Tea, Lunch and Dinner

Die Mitglieder der PVH wissen, dass sie auf Dauer große Unterstützung seitens der Bevölkerung benötigen, um vor allem auch weiterhin wachsen zu können. So plant die Meute Point-to-Points, genauer gesagt möchte sie das berühmte und legendäre PtP der PVH aus alten Tagen wieder aufleben lassen (nähere Angaben wurden nicht genannt), aber, man sei sich einig, dass „[…] es zwar sehr harte Arbeit sein wird, dieses Projekt in die Tat umzusetzen, es aber unserer eigentlichen Sache dienlich sein wird“, (Master’s Report 2020). Ebenso sollen Hunt-Balls wie in UK initiiert sowie Tea-Parties, Lunch- und Dinner-Events als auch Polospiele ausgetragen werden, zu denen man ebenfalls die Ortsansässigen einlädt.


Vielen Dank an Mr. Faiysal Alikhan für den spannenden Austausch und die Übermittlung sämtlicher Informationen, die zur Erstellung dieses Beitrags relevant waren. Ich wünsche der Peshawar Vale Hunt "allzeit gute Jagd" sowie zahlreiche Meets, gesunde Hounds, die mit Freude dem Scent folgen und stets ein gutes Verhältnis zu den Landeignern.

Diese Geschichte zeigt, dass Jagdreiten ein Kulturgut ist, welches nicht nur über Generationen hinweg gepflegt wird, sondern auch ein kulturelles Geflecht mit besonderem internationalen Ausmaß ist. Es verdeutlicht in meinen Augen auch, dass sämtliches Brauchtum dieser Sportart hochgehalten werden muss. Denn dieses ist es, was die Faszination hervorruft und den unwiderstehlichen Reiz erzeugt, sich in vielen Ländern der Erde der Liebe des Hunting hinzugeben.



Quelle und Fotos: Peshawar Vale Hunt/Faiysal Alikhan



Philipp Jakob


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